
Als Tech-Journalist mit schwerem Equipment unterwegs, verlasse ich mich auf barrierefreie Infrastruktur – doch am Essen Hauptbahnhof fand ich eine katastrophale Situation vor. Defekte und inkonsistent verlegte Bodenindikatoren bedrohen nicht nur blinde und sehbehinderte Reisende, sondern stellen auch für alle anderen Fahrgäste eine unnötige Unfallquelle dar.
Versagende Leitsteine im öffentlichen Raum
Die in Deutschland genormten taktile Bodenindikatoren (DIN 32984) sollen Sehbehinderten und Blinden via Rillen- und Noppenplatten Orientierungspunkte an Bahnsteigkanten, Treppen und Kreuzungen bieten. Am Essen Hbf jedoch:
• Fehlende und gelöste Platten
• Mischinstallation verschiedener Hersteller und Größen in ein und derselben Leitlinie
• Lückenhafte Übergänge, die Langstöcken falsche Signale senden
Gefahren für alle Reisenden
Die Folgen sind vielfältig:
• Sturzrisiko: Fehlende oder hochstehende Noppen verursachen Stolperfallen, insbesondere an Bahnsteigkanten.
• Orientierungsverlust: Inkonsistente Leitlinien lassen sehbehinderte Menschen falsch abbiegen.
• Gepäckunfälle: Koffer und Rolltaschen bleiben in defekten Platten stecken, kippen um oder ziehen Mitreisende durch ruckartige Blockaden zu Fall.
• Stressfaktor: Familien mit Kindern, Geschäftsreisende und Technik-Journalist:innen sind gleichermaßen verunsichert.
Aus den Augen, aus dem Sinn?
Wie kann die Deutsche Bahn eine derart unsichere Situation zulassen? Behördenkontrollen scheinen versagt zu haben – miserable Bilanz für eine Infrastruktur, die Barrierefreiheit vorgibt. Ein Risiko, das gerade beeinträchtigte Menschen in ihrer Mobilität drastisch einschränkt.
Forderungen und Stellungnahmen
Um weitere Unfälle zu verhindern und Barrierefreiheit ernst zu nehmen, fordere ich:
• Deutsche Bahn: Schnelle Nachbesserung aller defekten Platten, einheitliche Herstellerstandards, regelmäßige Qualitätskontrollen.
• DBSV e. V.: Infos an die Allgemeinheit über Prüf- und Meldewege für betroffene Fahrgäste, Schulung des Servicepersonals, transparente Veröffentlichung von Mängelstatistiken (falls nicht bereits vorhanden bzw. erfolgt).
• Öffentliche Hand: Strengere Vorgaben für barrierefreie Infrastruktur und Sanktionen bei Nichteinhaltung.

Fazit
Die Sicherheit und Selbstständigkeit sehbehinderter Menschen darf nicht dem Zufall überlassen bleiben. Ein moderner Bahnhof muss funktionieren – für Menschen mit und ohne Einschränkungen, mit leichtem Rucksack oder schwerem Technikgepäck. Essen Hbf zeigt, dass wir in Deutschland hier noch einiges nachzubessern haben. Parallel laufen Presseanfragen bei Deutsche Bahn und dem DBSV – sobald Rückmeldungen vorliegen, wird dieser Artikel bei Bedarf um ein Update ergänzt.
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Ein Gedanke zu “Taktile Bodenindikatoren in Essen Hbf: Gefahr statt Orientierung”